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Hochblüte im Barock
Propst Leopold Zehetner (1612 - 1646) ließ die Stiftsbasilika im Inneren weitgehend umgestalten und einen Klostertrakt ("Leopoldinischer Trakt") neu erbauen. Propst David Fuhrmann (1667 - 1689) entschloss sich zu einem umfassenden Neubau des gesamten Stiftes.
Auslösendes Moment war der Sieg über die Türken bei Wien (1683) und die darauffolgende Dankwallfahrt des Kaisers Leopold I. zum Grab des heiligen Florian, der als Patron gegen äußere Bedrohungen des Landes galt.
Propst David verpflichtete den Mailänder Carlo Antonio Carlone als Baumeister. 1686 erfolgte die Grundsteinlegung für die neue Stiftsbasilika, die zu den eindrucksvollsten Raumschöpfungen des österreichischen Barock zählt. Der monumentale Saalraum wird durch die Seitenkapellen und Emporen, die 36 m hohe Kuppel und das Presbyterium mit Apsis rhythmisch gegliedert. Alle Raumteile sind eingewölbt. Die hochgelegenen Fenster sorgen für einen lichtdurchfluteten Innenraum. Die reiche plastische, auf Licht- und Schatteneffekte berechnete Stuckdekoration an den Wänden stammt von Giovanni Battista Carlone, dem Bruder des Baumeisters. Im Kontrast dazu stehen die farbenfroh leuchtenden Fresken, die das Martyrium des heiligen Florian und Szenen zur Verherrlichung Mariens zeigen. Sie sind ein Werk der Münchener Hofmaler Johann Anton Gumpp und Melchior Steidl aus den Jahren 1690 bis 1695. Als erste Kirche nördlich der Alpen wurde die Stiftsbasilika über die gesamte Decke hin (insgesamt 4.921 m²) mit Fresken ausgestaltet.
Carlone konnte noch die Hälfte der 204 m langen Westfront mit den repräsentativen Prälaten- und Kaiserzimmern fertigstellen.
Nach seinem Tod 1708 übernahm der Tiroler Jakob Prandtauer die Bauleitung. Er gestaltete das von seinem Vorgänger begonnene Treppenhaus charakteristisch um und führte den zugrundeliegenden Plan zu unnachahmlicher Eleganz. Die Aufwärtsbewegung der Treppe bildet einen spielerischen Kontrast zu den waagrechten Geschoßebenen und den senkrechten kolossalen Pilastern. Zum Hof hin öffnet sich der Bau in Bögen und zierlichen Arkaden. So entstand eines der vollendetsten und bekanntesten Treppenhäuser der Barockzeit überhaupt.
Den Mittelteil des Südtrakts bildet der prachtvolle Marmorsaal, den Prandtauer ab 1718 erbaute. Als räumlicher Gegenpol zur Stiftsbasilika verkörpert er die weltliche Macht. Die Sockelverkleidung ist aus echtem Marmor, sonst dominiert Stuckmarmor. Der Beiname "Kaisersaal" verweist auf die ursprüngliche Bestimmung als Speisesaal für kaiserliche Besuche. Im Deckenfresko von Martino und Bartolomeo Altomonte wird Karl VI. als Friedenskaiser verherrlicht. Prandtauer schuf auch das Sommerrefektorium, das durch seine vorragende Anlage die Ostfront des Stifts dominierend belebt.
Nach dem Tod Prandtauers (1726) führten sein Polier Jakob Steinhuber und dessen Sohn Michael den Bau zu Ende. Die bescheidenere Neufassung des Planes für den Bibliothekstrakt lag in den Händen des Steyrer Baumeisters Gotthard Hayberger.
1751 fand das ehrgeizige Neubauprojekt nach 66-jähriger Bauzeit sein Ende. Das Stift St. Florian zählt zu den eindrucksvollsten Barockanlagen Österreichs. Es präsentiert sich als ein in sich geschlossenes, harmonisches Barockensemble, in dem zugleich jeder Baumeister seine ganz persönlichen Akzente setzte.