Musikarchiv

Das Musikarchiv des Stiftes St. Florian war ursprünglich ein Gebrauchsnotenarchiv. Im Mittelalter wurden die für die Liturgie und den Chorgesang benötigten Messbücher und Choralbücher in der Sakristei aufbewahrt (später in der Regenterei). Die Verwaltung übernahm der jeweilige Regens Chori (Chorleiter) bzw. für die Choralbücher der ihm unterstellte Kantor.

Das älteste musikalische Zeugnis sind die St. Galler Neumen (FOTO) bei den Lamentationen des Jeremia in der Prophetenhandschrift III 222 A aus der Schreibschule in Mondsee (1. Drittel 9. Jh.). Es handelt sich dabei um die älteste Musikhandschrift Österreichs. Nach der Reform von 1071 setzte in St. Florian eine intensive Musikpflege ein, von der Dutzende neumierte Missalien und Choralbücher des 12. und 13. Jahrhunderts zeugen. Mehrstimmige Musik ist seit der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts nachgewiesen. Das Notenmaterial des 16. und 17. Jahrhundert ist aus ungeklärten Gründen verloren gegangen.

Das Musikarchiv enthält rund 7.000 Musikalien. Die ältesten Werke stammen u.a. von Regens Chori Kaspar Langthaler (um 1720), Benedikt Kraus, Johann Georg Zechner und Antonio Caldara. Der bedeutendste Barockkomponist des Hauses war Regens Chori Franz Josef Aumann (1728-1797). Durch persönliche Freundschaften von Chorherren mit Komponisten kamen viele Handschriften, darunter auch Autografe, in das Musikarchiv, u.a. von Johann Albrechtsberger und Joseph und Michael Haydn (rund 150 geistliche Werke). Bedeutende Erstdrucke von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und insbesondere von Franz Schubert (128 Hefte) wurden erworben. Michael Haydn und Franz Schubert besuchten das Stift auch persönlich.

Einen eigenen Bestand bildet das Brucknerarchiv, das Autografe und Drucke von Kompositionen Anton Bruckners, aber auch Teile seiner Korrespondenz und viele Dokumente und Zeugnisse zur Rezeptionsgeschichte enthält.

Das Stiftsarchiv bewahrt Nachlässe wichtiger Komponisten auf, insbesondere der Regens Chori Ignaz Traumihler (1815-1884), Franz Xaver Müller (1870-1948) und Augustinus Franz Kropfreiter (1936-2003).

Das Musikarchiv steht unter der Verwaltung der Stiftsbibliothek, an die auch Anfragen zu richten sind.